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Brigitta Busch
Universität Wien
Sagen und Zeigen im (auto-)biographischen Erzählen / Saying and showing in (auto-)biographical narration
Im (auto-)biographischen Erzählen kommt Nichtsprachlichem oft eine bedeutsame Rolle zu. Es kann sich dabei um Artefakte handeln, die von Erzählenden eingebracht werden oder im Zuge des Erzählens entstehen wie zum Beispiel Fotos, Dokumente, andere Erinnerungsstücke, in situ angefertigte Skizzen, bis hin zum Erzählen in oder mit Bildern. Es geht aber auch um Phänomene intersubjektiver Leiblichkeit: Erscheinungsbild (Stimme, Kleidung, Gestik, Mimik ...), räumliches Setting oder die (zwischen-)leibliche Erlebensperspektive, also wie sich Erzählsituation und -prozess für die Beteiligten ‚anfühlen‘ – nicht zuletzt in Momenten, wo Erzählende an die Grenzen des Sagbaren stoßen. In meinem Beitrag möchte ich die Frage aufwerfen, wie wir uns nichtsprachlichen Dimensionen des Erzählens annähern können. In wie weit bieten sich dafür theoretische Konzeptionen an wie Ludwig Wittgensteins Unterscheidung zwischen Sagen und Zeigen, Susanne Langers Differenzierung von diskursiver und präsentativer Symbolisierung, Charles Peirce’ Überlegungen zur Qualia, Maurice Merleau-Pontys Phänomenologie der Leiblichkeit oder Roman Jakobsons Thesen zur intersemiotischen Übersetzbarkeit? Welche Anregungen lassen sich daraus gewinnen, wie bei der Erstellung von und Arbeit mit (auto)biographischen Corpora Dimensionen des Nichtsprachlichen vermehrt Aufmerksamkeit zukommen kann? *** In (auto-)biographical narration, non-linguistic features often play a significant role. These can be artifacts brought in by narrators or produced in the course of narrating, from photographs, documents, other pieces of memory, to sketches made in situ, up to telling in or with pictures. But non-linguistic features also include phenomena of intersubjective embodiment: appearance (voice, clothing, gestures, facial expressions ...), spatial setting or (inter-)corporeal experience, i.e. how the situation and process of narrating are lived by the participants – not least in moments when narrators reach the limits of what can be said. In my contribution I will raise the question of how we can approach such non-linguistic dimensions of narratives. To what extent can we rely on theoretical conceptions such as Ludwig Wittgenstein's distinction between saying and showing, Susanne Langer's differentiation between discursive and presentational symbolization, Charles Peirce's reflections on qualia, Maurice Merleau-Ponty's phenomenology of corporeality, or Roman Jakobson's understanding of intersemiotic translatability? What suggestions can be gained from this for paying increased attention to dimensions of the non-linguistic when working with (auto)biographical corpora?