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Lucia Cinato
Università di Torino
Übersetzung eines historisch-biografischen-Gedächtniskorpus. Überlegungen zu möglichen Strategien / Translation of a Historically Biographical Memory Corpus. Simplification and Adaptation Strategies for Italian Readers
Der Beitrag stellt die (noch in Arbeit befindliche) Übersetzung des FGOP-Korpus Fluchtgeschichten aus Ostpreußen aus dem Deutschen ins Italienische vor, das aus autobiografischen narrativen Interviews besteht. Die Interviews wurden zwischen 2015 und 2017 mit Deutschen aus Ostpreußen geführt und beziehen sich auf Geschichten von Flucht- und Vertreibung, die sich in den letzten Monaten vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs ereignet haben (Cinato 2020). Die insgesamt etwa zehnstündigen Interviews mit drei Geschwistern, die den Krieg mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen überlebt haben, sind in der Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim verfügbar (http://agd.ids-mannheim.de/FGOP_extern. shtml, Korpus FGOP, Fluchtgeschichten aus Ostpreußen), und sind Teil eines Projekts der Universität Turin, das ihre Transkription mit dem GAT2-System (Selting 2009) sowie deren Übersetzung ins Italienische umfasst, letztere zum Zweck der wissenschaftlichen Verbreitung auch dank der Zusammenarbeit z. B. mit dem Kulturzentrum Polo del '900 in Turin (Aktivitäten der Terza Missione). Meine Analyse soll zum einen die wichtigsten sprachlichen Aspekte der Textgattung des narrativen autobiografischen Interviews hervorheben und zum anderen die Übersetzungsstrategien und -schwierigkeiten, auf die man beim Übersetzen stößt, zeigen. Besonderes Augenmerk wird auf die Anpassungsstrategien gelegt, die für das italienische Publikum notwendig sind, das diese Fakten nicht nur nicht oder nur sehr wenig kennt, sondern auch Erklärungen und Klarstellungen benötigt, die sowohl mit der familiären als auch mit der historisch-institutionellen Sphäre verbunden sind. Sehr oft bedeutet die Anpassung auch eine Vereinfachung des übersetzten Textes aufgrund der vielen Merkmale der gesprochenen Sprache und der Tendenz zur Standardisierung und der Abschwächung der stilistischen und/oder soziolinguistischen Variationen, die den Übersetzungen innewohnen (Toury 1995). Im Lauf der Analyse soll daher anhand ausgewählter Beispiele überprüft werden, welche Art von Anpassung für diese Textgattung notwendig ist und welche Vereinfachungsstrategien sich daraus ergeben können. *** This article presents the ongoing translation project of the FGOP corpus, entitled Fluchtgeschichten aus Ostpreußen, from German into Italian. The corpus consists of autobiographical narrative interviews conducted between 2015 and 2017 with Germans from East Prussia, focusing on their stories of flight and expulsion (Flucht- und Vertreibung) during the last months of the Second World War (Cinato 2020). The interviews, which last about ten hours in total, feature three siblings who survived the war with very different experiences. They are available in the Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) of the Leibniz Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim (http://agd.ids-mannheim.de/FGOP_extern.shtml, under the corpus FGOP, Fluchtgeschichten aus Ostpreussen). These interviews are part of a project at the University of Turin, which includes transcription using the GAT2 system (Selting 2009) and translation into Italian. This translation serves the purpose of disseminating scientific research, also thanks to collaborations with institutions such as the Polo del '900 cultural centre in Turin (activities related to the “Terza Missione”). This analysis has a twofold purpose: firstly, to shed light on the critical linguistic aspects inherent to the genre of the narrative autobiographical interview, and, secondly, to highlight the translation strategies and challenges encountered in this endeavour. Particular emphasis is placed on the adaptation strategies that are essential for the Italian audience, which may have limited knowledge of these historical events and requires explanations and clarifications regarding both the family and the historical-institutional context. Adaptation often involves the simplification of the translated text, due to the colloquial nature of the spoken language and the tendency towards standardisation, as well as the reduction of stylistic and sociolinguistic variations that occur in translation (Toury 1995). Throughout the analysis, specific examples will be employed to assess the required adaptations and simplification strategies for this type of text.