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Sabine Kösters Gensini
Sapienza Università di Roma
Sprachlicher Ausdruck von Empathie im narrativen Interview im Korpus Flucht und Emigration nach Großbritannien
Wenn auch grundsätzlich das Konzept der “Einfühlung”, im wissenschaftlichen Bereich vorwiegend “Empathie”, seit mehr als 150 Jahren einen zentralen Platz in der philosophisch ausgerichteten geisteswissenschaftlichen Forschung aufweist, so ist es erst seit relativ kurzer Zeit ein Leitbegriff in der Kognitions-, Sozial- und Kulturwissenschaft geworden (Jacob, Konerding, Liebert, 2020). Auch in den Kommunikationswissenschaften bestehen heute in theoretischer Hinsicht kaum noch Zweifel darüber, dass Empathie zwischen (sprachlich) interagieren Menschen eine unabdingbare Komponente für einen gelungenen Austausch ist, dennoch stellen empirisch fundierte Untersuchungen zum sprachlichen Ausdruck der Empathie nach wie vor ein wissenschaftliches Desideratum dar. Aus diesem Grunde erscheint es vielversprechend, korpusbasierte Untersuchungen vorzunehmen, in denen die Empathie zwischen den Interagierenden besonders deutlich zum Vorschein kommt; dies ist zum Beispiel in autobiographischen narrativen Interviews häufig der Fall ist. Für die hier vorgeschlagene Untersuchung ist das Korpus Flucht und Emigration nach Großbritannien, das am IDS Mannheim öffentlich zugänglich ist, ausgewählt worden, da hier einer offensichtlich besonders empathischen Interviewerin gegenüber von schmerzhaften, oft traumatischen Ereignissen aus der eigenen Kind- und Vergangenheit erzählt wird. Anhand der in diesem Korpus gesammelten Interviews soll eine erste Typologie von sprachlichen Ausdrucksformen der Empathie erarbeitet werden, wobei sowohl segmentale, als auch suprasegmentale, diskursive und interaktive sprachliche Elemente zu berücksichtigen sind. *** Although in principle the concept of "empathy" has had a central place in philosophically oriented research in the humanities for more than 150 years, it is only relatively recently that it has become a guiding concept in cognitive, social and cultural science (Jacob, Konerding, Liebert, 2020). In the communication sciences, too, there is little theoretical doubt today that empathy between (linguistically) interacting people is an indispensable component for a successful exchange, yet empirically founded studies on the linguistic expression of empathy still remain few and far between. For this reason, it seems promising to base studies on corpora in which empathy between interactants is particularly evident; this is often the case, for example, in autobiographical narrative interviews. The corpus Flight and Emigration to Great Britain, which is freely accessible at the IDS Mannheim, was chosen for the present study, as here painful, often traumatic events from the childhood and past of the intereviewees are recounted to an interviewer who is clearly particularly empathetic. On the basis of the interviews collected in this corpus, a first typology of linguistic expressions of empathy will be established, taking into account segmental as well as suprasegmental, discursive and interactive linguistic elements.